
Damit das Auto ohne Schlüssel nicht zum Schlüssel ohne Auto wird
Keyless-Systeme haben erhebliche Sicherheitslücken. Wie ist es um den Versicherungsschutz im Falle eines Autodiebstahls bestellt?
Sie sind modern, komfortabel – und viel unsicherer, als man glaubt: Mit Keyless-Systemen lässt sich das Fahrzeug aufschließen und starten, ohne dass man den Schlüssel in die Tür oder ins Zündschloss stecken muss. Stattdessen steht ein Funk-Chip in Verbindung zum Auto. Diese technische Entwicklung lässt sich für praktisch alle Neuwagen dazu bestellen – sofern sie nicht bereits serienmäßig an Bord ist.
In den letzten Jahren kam es aber vermehrt zu Diebstählen von mit Keyless ausgerüsteten Fahrzeugen. Grund dafür ist, dass diese eine erhebliche Sicherheitslücke bergen. Das hat unter anderem der ADAC in Tests festgestellt. Beispielsweise konnten der Audi A6, der BMW 640d oder der VW Tiguan illegal geöffnet und gestartet werden. Wie der Autoklau funktioniert, sieht man in diesem zweiminütigen Film: goo.gl/GLF9sy
Für den Autoklau treten die Diebe zu zweit auf – einer nähert sich dem Schlüssel mit einem Verstärker und verlängert damit das Signal; der andere fährt dann einfach mit dem Wagen davon. Um das Keyless-Fahrzeug zu entwenden, müssen die Diebe weder etwas „hacken“ noch Daten stehlen. Sie benötigen lediglich den Reichweiten-Verlängerer. Das Auto läuft dann auch ohne Schlüssel so lange, wie Benzin im Tank ist oder bis es ausgeschaltet wird. Meist werden die Autos umgehend ins Ausland geschafft und dort mit neuen Schlüsseln ausgestattet.
Uwe Jäschke, Experte für Kraftfahrt-Versicherungen bei Funk: „Wenn eine Teilkasko besteht, dann ist das Diebstahlrisiko versichert. In der Regel werden die Schäden auch problemlos reguliert. Für die Regulierung eines Schadens sollte der Fahrzeugbesitzer alle Originalschlüssel noch in seinem Besitz vorweisen können. Außerdem ist der Nachweis über eine Strafanzeige bei der Polizei notwendig.“
Die Flottenverantwortlichen in Unternehmen sollten die Nutzer auf die Gefahr hinweisen und entsprechend sensibilisieren. Allerdings: Über die üblichen Vorsichtsmaßnahmen hinaus, die man generell gegen Autodiebstahl treffen kann, gibt es kein Patentrezept gegen die Masche der Autoklauer. Die Polizei rät zwar, den Keyless-Schlüssel nicht in der Nähe der Haustür abzulegen oder das Funksignal abzuschirmen, indem man den Schlüssel in einer Aluminiumhülle verstaut. Allerdings führen solche Maßnahmen die Idee eines Komfortschlüssels ad absurdum. „Ein Versicherer wird unserer bisherigen Erfahrung nach auch keine Fahrlässigkeit unterstellen, wenn man den Schlüssel nicht in einer Box oder dergleichen verstaut hat“, sagt Uwe Jäschke.
Ein ähnlich gelagerter Fall ist der Teilediebstahl: Gelegentlich haben es die Diebe auch nur auf fest verbaute Teile des Fahrzeugs wie fest installierte Navis oder Lenkräder abgesehen, die sie dann gewinnbringend weiterveräußern. Uwe Jäschke erläutert: „Die Diebe haben oft eine hohe Fachkompetenz und können die Teile ausbauen, ohne Beschädigungen oder Spuren zu hinterlassen. Der gewaltsame Einbruch lässt sich dann nicht beweisen. Bei Autos mit Keyless ist die Wahrscheinlichkeit, dass es keine Einbruchspuren gibt, natürlich besonders hoch. Die Versicherer prüfen Diebstähle ohne Einbruchspuren individuell. Daher ist es wichtig, unmittelbar Strafanzeige zu erstatten.“