
Herausforderung Haftpflicht - Absicherung von Krankenhäusern und Kliniken
Wenige Versicherer und Prämien auf hohem Niveau – der Haftpflichtschutz ist für Kliniken eine Herausforderung. Das Funk Forum stellt verschiedene Lösungsansätze vor.
"Behandlungsfehler in Kliniken – 130.000 Fälle jährlich“: Überschriften wie diese liest man immer wieder in der Presse. Sie verdeutlichen, in welch sensiblem Feld sich Krankenhäuser bewegen. Denn jeder Behandlungsfehler trifft Leib und Wohl des Patienten. Für solche Personenschäden muss das Krankenhaus finanziell einstehen. Daher ist ein umfassender Haftpflichtschutz essenziell.
Für Krankenhäuser ist es allerdings schwer geworden, eine passende Haftpflicht-Versicherung zu finden. Jens Willraht, Haftpflicht-Experte bei Funk Hospital, erläutert: „Behandlungsfehler führen schnell zu Schadensummen im Großschadenbereich und die Versicherer müssen ein schwer zu kalkulierendes, langfristiges Risiko aus der Behandlung von Patienten übernehmen. Daher gibt es beim Haftpflichtschutz nur noch eine Handvoll Versicherer. Zudem haben die Prämien eine Höhe erreicht, die vor zehn Jahren noch unvorstellbar war.“ So mussten viele Krankenhäuser in den letzten Jahren Prämiensteigerungen von nicht selten mehr als 50 Prozent hinnehmen, um ihren Versicherungsschutz fortführen zu können. Der Wechsel des Versicherers ist hier für Krankenhäuser nicht immer ein Ausweg, denn neue Risikoträger bewerten die neuen Risiken in der Regel noch restriktiver.

Die Gründe für die gestiegenen Prämien sind vielfältig, wie Haftpflicht-Expertin Michaela Kreß von Funk beschreibt: „Patienten sehen in ihrem Arzt nicht mehr den unfehlbaren Doktor, sondern einen Dienstleister, der seine vertragliche Verpflichtung einwandfrei erfüllen muss. Bei einem Behandlungsfehler machen sie daher heute deutlich schneller Ansprüche geltend. Außerdem explodieren die Entschädigungszahlungen, weil die steigenden Behandlungs- und Pflegekosten auf eine höhere Lebenserwartung treffen.“ Zum Vergleich: Während Behandlungsfehler in der Geburtshilfe vor zwanzig Jahren selbst in schweren Fällen zu einer Schadensumme von rund 300.000 Euro führten, liegt diese in solchen Fällen heute schnell bei 2,8 Mio. Euro.
Willraht: „Kliniken unterliegen einem pauschalisierten Abrechnungssystem (DRG), das die erhöhten Prämien nicht widerspiegelt. Aber es gibt Möglichkeiten, auch bei engem Markt Einfluss auf die Prämiengestaltung zu nehmen. Ob diese sinnvoll sind und den gewünschten Effekt haben, kann allerdings nur der Einzelfall zeigen.“ Folgende Wege sollen beispielhaft skizziert werden:
1. Selbstbehalt
Wenn Krankenhäuser im Schadenfall einen Teil der Kosten selbst tragen, werden Versicherer diese finanzielle Entlastung honorieren. Die Kliniken müssen dafür allerdings entsprechend Rückstellungen bilden und diese in ihrer Bilanz ausweisen. Ob sich der Selbstbehalt daher für das Krankenhaus am Ende rechnet, muss von einem Experten überprüft werden.
2. Self-insured Retention
Eine besondere Form der Eigentragung stellt die Self-Insured Retention dar. Anders als beim Selbstbehalt wird dabei der Versicherer bis zur vereinbarten Höhe nicht tätig – das heißt, auch nicht im Fall einer Anspruchsabwehr. Das Krankenhaus nimmt dann neben Schadenzahlungen bei berechtigten Ansprüchen auch die Abwicklung der Anspruchsabwehr bei unberechtigten Ansprüchen selbst vor, soweit der Schaden unterhalb der Self-Insured Retention liegt. Dafür benötigt das Krankenhaus allerdings qualifiziertes Personal, um Ansprüche der Patienten zu prüfen, zurückzuweisen oder die Ausgleichszahlung zu begleiten. Neben den eigentlichen Schadensersatzansprüchen und denzu bildenden Rückstellungen für zukünftige Ansprüche innerhalb der Self-Insured Retention müssen außerdem auch Anwalts- und Gerichtskosten sowie weitere Zahlungen, zum Beispiel für Gutachten, berücksichtigt werden.
3. Das Versicherungsmodell wechseln
In Deutschland gilt in der Heilwesen-Haftpflicht-Versicherung das sogenannte Occurrence-Prinzip. Dabei bezieht sich der Versicherungsschutz auf Schadenereignisse, die während der Vertragslaufzeit entstanden sind (i. d. R. durch die Behandlung). Der Versicherer muss dadurch Schäden einkalkulieren, die erst später bekannt und gemeldet werden. Diese Rücklagen schlagen sich dann in der Prämie nieder. Beim sogenannten Claims-made-Modell trifft der Schaden dagegen lediglich das Versicherungsjahr, in dem er gemeldet wurde. Ein Wechsel ist allerdings mit erheblichen Risiken verbunden: Einmal gewechselt, entsteht eine deutlich höhere Abhängigkeit vom jeweiligen Versicherer. Denn sowohl bei einem Wechsel zurück in das Occurrence-Modell als auch bei einem Wechsel zwischen den Versicherern des Claims-made-Modells können insbesondere vor dem Hintergrund einer 30-jährigen Verjährung für Personenschäden erhebliche Kosten für Nachhaftungs-Versicherungen entstehen.
4. Haftungsrechtliches Risikomanagement
Das haftungsrechtliche Risikomanagement rückt seit Längerem immer mehr in den Vordergrund: Der gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) gibt mittlerweile vor, Risiko- und Fehlermeldesysteme im Rahmen des klinischen Qualitätsmanagements einzuführen. Die Versicherer setzen entsprechende Maßnahmen seit Längerem für den Versicherungsschutz voraus. Denn der Nachweis eines umfassenden klinischen Risikomanagements reduziert die Haftungsrisiken erheblich. Für das Krankenhaus ergeben sich zudem weitere Vorteile, wie beispielsweise sicherere Prozessabläufe und eine gezielte Schadenprävention. Die auf klinisches Risikomanagement spezialisierte Funk Tochter, Funk Health Care Consulting, begleitet das eigene Engagement der Krankenhäuser durch das langjährige Know-how im Bereich des haftungsrechtlichen Risikomanagements und unterstützt Krankenhäuser bei der Installation und Optimierung von wirksamen Risikomanagementsystemen.
Bei Funk erhalten Krankenhäuser und Kliniken daher einen systematisch ineinandergreifenden, ganzheitlichen Schutz aus Versicherungs-, Schaden- und Risikomanagement. Durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit können die Funk Experten bei der Risikoidentifikation auf die Kenntnisse der dokumentierten Schadenfälle zurückgreifen. Auf diese Weise wird ein umfassendes und realitätsnahes Risikoprofil erstellt, das die Basis für ein optimales Risikomanagement zur Prämienreduzierung ist.