Die Folgen der Erderwärmung für die Industrie – Wie die Klimakrise zum Gamechanger wird

Das Klima ändert sich so gravierend, dass künftig Standorte und Lieferketten in Gefahr sind. Für viele Unternehmen gelten zudem neue Pflichten und Gesetze zu ESG-Themen. Höchste Zeit für das Risikomanagement, aktiv zu werden!

Wenn es wochenlang trocken ist, hat das schwerwiegenden Folgen: Sinkt zum Beispiel der Rheinpegel zu weit ab, wird die Binnenschifffahrt massiv beeinträchtigt. Wegen Trockenheit fallen auch Ernteerträge geringer aus, was sich auf die Preise von Agrarrohstoffen niederschlägt. Während die Politik noch über Klimaziele und Nachhaltigkeitsstrategien diskutiert, muss die Industrie hier und jetzt schon Lösungen für die Folgen der Klimakrise finden. Diese wirkt sich auf so viele Bereiche eines Unternehmens aus, dass sie als Gamechanger für die Wirtschaft bezeichnet werden kann.

Wasserpegel gefährden Standorte und Lieferketten

Mit der Erderwärmung steigt auch die Wassertemperatur, und die Dichte des Wassers sinkt. Dadurch nimmt das Wasservolumen zu. Expert*innen sprechen von einer thermalen Expansion, die aktuell den Hauptbeitrag zum globalen Anstieg des Meeresspiegels leistet. Weitere Treiber sind schmelzende Eismassen. „Zahlreiche Standorte an Flüssen oder Küsten wird es in Zukunft nicht mehr geben, weil sie dann unter dem Meeresspiegel liegen werden“, prognostiziert Dr. Alexander Skorna, Geschäftsführer Funk Consulting. „Die globale Wertschöpfung ist allerdings historisch auf Küsten- und Flusslagen konzentriert, zumal einige Unternehmen Wasser für ihre Produktionsprozesse benötigen, etwa die Papier- und Ernährungswirtschaft, die Chemie- und die Elektronikbranche.“

Viele Standorte von Unternehmen liegen auch am Wasser, weil über Flüsse und Meere Waren transportiert werden können. Durch die extremen Wetterbedingungen – niedrige Flusspegel bei Dürre, Überschwemmungen bei Stürmen – wird die Schifffahrt jedoch stark eingeschränkt; Lieferketten werden dadurch fragiler.

Durch die Hitze wird zudem das Süßwasser in einigen Regionen knapp. Wasser wird sowohl in der Landwirtschaft benötigt als auch in der Industrie. Die Diskussionen rund um den Neubau des Tesla-Werks bei Berlin oder eine Brunnenbohrung zur Wasserförderung am Coca-Cola-Standort bei Lüneburg belegen die Sorge um sinkende Grundwasserspiegel in Deutschland. Letztlich ist die deutsche Industrie auch Mitverursacher der Wasserprobleme und der Klimafolgen in anderen Regionen der Welt. Zum Beispiel importiert Deutschland Baumwolle und Rindfleisch – für beide Rohstoffe werden große Mengen Wasser in der Herstellung benötigt. Mit Mexiko, China und Südeuropa sind mittlerweile etliche Regionen von absoluter Wasserknappheit betroffen. Dort aber sind wichtige Zulieferer der deutschen Wirtschaft angesiedelt.

Dr. Alexander Skorna: „Die Klima­krise bedroht Standorte und Lieferketten, die heute reibungslos funktionieren. Bereits ab dem Jahr 2050 könnte es notwendig sein, dass Produktions- und Lagerstandorte sowie Lieferwege durch hohe Naturgefahrengefährdung grundlegend neu positioniert werden müssen.“ Darauf sollten Unternehmen sich vorbereiten.

Ausweitung der Berichtspflicht

Eine weitere Herausforderung in diesem Kontext ist die Pflicht, bereits für das Geschäftsjahr 2023 einen Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen. Dies betrifft Unternehmen, die entweder börsennotiert sind oder eine gewisse Größe haben, zum Beispiel mehr als 250 Mitarbeitende. Es gibt weltweit unterschiedliche Standards für ESG-, also Nachhaltigkeitskriterien. Eine gemeinsame Basis bildet die Notwendigkeit einer Risiko- bzw. Folgenabschätzung der Wertschöpfungsprozesse im Unternehmen hinsichtlich Umwelt-, Governance- und sozialer Themen.

Akuten Handlungsbedarf haben viele Unternehmen in Deutschland zudem aufgrund des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes. Dieses gilt seit 2023 für Unternehmen mit mehr als 3.000 Mitarbeitenden, ab 2024 für Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden. Für das betriebliche Risikomanagement bedeutet das Gesetz eine Erweiterung der Risikomanagement-Prozesse um die Ebene der unmittelbaren Zulieferer. Die neue gesetzliche Regelung verpflichtet Unternehmen dabei zu jährlichen Risikoanalysen. In deren Rahmen müssen sie unmittelbare Zulieferer auf mögliche Verstöße gegen Menschenrechte, illegale Arbeitspraktiken und Umweltverschmutzung prüfen.

Funk steht Kunden aller Größen und Branchen mit seiner Expertise zur Seite und unterstützt bei der praktischen Umsetzung des Lieferkettengesetzes sowie der Integration der Klimarisiken in bestehende Risikomanagement-Prozesse.

Schlüsselrolle für das Risikomanagement

Die Folgen der Klimakrise und der neuen Standards für das eigene Unternehmen zu ermitteln und zu bewerten ist absolut notwendig. Zugleich ist es aber auch eine sehr anspruchsvolle Aufgabe für Risikomanager*innen. Sie sind meist nicht oder nur rudimentär in die strategische Bewertung und Messung von Klimarisiken im Unternehmen eingebunden. Auch fehlen oft interne Schnittstellen zwischen den Risiko- und Versicherungsmanagement-Abteilungen und den meist als Stabsstellen etablierten Abteilungen für Nachhaltigkeitsthemen. Funk steht Kunden aller Größen und Branchen mit seiner Expertise zur Seite und unterstützt bei der praktischen Umsetzung des Lieferkettengesetzes sowie der Integration der Klimarisiken in bestehende Risikomanagement-Prozesse. 

Spezial-Versicherungen als sinnvolle Ergänzung

Nicht zuletzt sorgt die Klimakrise für steigende Schäden aus Naturgefahren. Diese werden künftig vor allem die Sach-Versicherung, Technische Versicherung und die Transport-Versicherung belasten. Hier sind innovative Lösungen wie parametrische Versicherungen gefragt.

Parametrische Versicherungen: Beispiele aus der Praxis von Funk

Wenn der Pegel auf dem Rhein oder angrenzenden Flüssen nicht hoch genug ist, können Schiffe nicht mehr voll beladen werden. Dadurch entstehen Mehrkosten bei Binnenschiffstransporten. Mit der Lösung von Funk bezahlt die Versicherung vertraglich vereinbarte Klein- wasserzuschläge, sodass Kostensteigerungen im Transport ausgeglichen werden.

Parametrische Versicherungslösungen können eine Alternative zur Elementargefahren-Versicherung darstellen. So können zum Beispiel die Folgen von Erdbeben in der Türkei und Griechenland oder Hurricanes an der Ostküste der USA abgesichert werden. Erstens können Deckungskapazitäten für hoch exponierte Risiken angeboten werden, für die konventionell kaum ausreichend Versicherungsschutz besteht. Zweitens sind aufgrund der genauen Modellierung auch Prämieneinsparungen im Vergleich zur konventionellen Elementar-Versicherung möglich.

Wenn es über eine längere Zeit sehr heiß ist, fallen Ernteerträge geringer aus und Agrarrohstoffe wie Maissilage werden teurer. Das führt bei Betreibern von Biogas-Anlagen zu Mehrkosten. Die parametrische Deckung von Funk kompensiert die teurere Nachbeschaffung des Rohstoffs sowie die höheren Transportkosten.

„Das Spannende dabei ist, dass die Entschädigungszahlung nicht an einen konkreten Schaden gekoppelt wird, sondern an spezifische Parameter wie die Höhe eines Flusspegels, die Bodenfeuchte, die Sturmstärke oder die Niederschlagsmenge“, sagt Dr. Alexander Skorna. Damit seien parametrische Versicherungen eine durchaus sinnvolle Erweiterung oder Alternative zu einer konventionellen Sachschaden-basierten Versicherung.

Dr. Skorna rät Unternehmen, das Thema Nachhaltigkeit lieber früher als später auf die Agenda zu setzen. „Die Klimakrise wird uns die nächsten Jahrzehnte intensiv beschäftigen und herausfordern. Ein ganzheitliches Risikomanagement, das Klimaaspekte berücksichtigt, kann somit zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil für Unternehmen werden.“

13.07.2023

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