Risikofaktor Handelspolitik

Handelspolitische Maßnahmen wie Zölle, Subventionen oder Steuern beeinflussen Warenströme. Die Folgen können zum Risiko für Unternehmen werden. Weil Versicherungslösungen nur begrenzt existieren, ist ein effektives Risikomanagement umso wichtiger.

Fast täglich lässt Donald Trump neue Ankündigungen über Twitter verlautbaren. Seine handelspolitischen Entscheidungen sind zum unkalkulierbaren Risiko geworden. Der aktuelle Streit um Strafzölle ist da das beste Beispiel. Während sich zunächst China und die USA gegenseitig hochschaukelten, weitete sich der Handelskonflikt auch auf die EU aus.

Zum Schutz heimischer Industrien und Märkte dürfen einzelne Länder unter bestimmten Umständen Zölle einführen. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn unzulässige Subventionen von Drittstaaten zu „Dumping-Preisen“ im heimischen Markt führen. In der Regel sind die verhängten Zölle allerdings nur vorübergehend erlaubt. 

Bei den nun verabschiedeten „Strafzöllen“ geht es um mehr als den Schutz heimischer Industrien. Das wird an den betroffenen Produkten deutlich: Die USA machten den Auftakt im Handelsstreit, indem sie Zölle auf Waschmaschinen und Solaranlagen aus China erhoben. In beiden Industriebereichen sind die Chinesen Weltmarktführer. Die USA wollen vor allem den Druck auf innerchinesische Reformen erhöhen. Dazu gehören beispielsweise der gleichberechtigte Marktzugang für Auslandsinvestitionen in China, die Abschaffung des Joint-Venture-Zwangs oder ein Ende der Industriespionage. China sieht in den Strafzöllen einen Angriff auf sein strategisches Wachstum. Der Handelskonflikt durchkreuzt die Pläne der Chinesen, die in den kommenden zehn Jahren die Vormachtstellung in den zehn wichtigen Industriebereichen der Zukunft erobern wollen. 

Später beschlossen die USA weitere Import-Zölle auf Stahl und Aluminium. Damit war erstmals auch die EU mit Zöllen konfrontiert worden. Sowohl China als auch die EU reagierten mit Vergeltungszöllen auf US-Waren. 

Dr. Alexander Skorna erläutert die Auswirkungen des Handelskonflikts: „Mittelfristig wird es zu einer Umverteilung der weltweiten Handelsströme kommen, denn die USA sind nicht in der Lage, die Binnennachfrage durch heimische Produktion komplett zu bedienen. Gleichzeitig ist der EU-Binnenmarkt – einer der größten Absatzmärkte weltweit – derzeit kaum vor ausländischen Importen geschützt. Das Angebot im EU-Binnenmarkt würde durch Exporte aus China und den USA zunehmen. Die Folge wäre ein starker Preisverfall.“

Deutscher Mittelstand besonders betroffen

Politische Risiken beschränken sich folglich nicht nur auf Krieg und Terrorismus. Auch Risiken, die durch ökonomische Bestrebungen oder geänderte Gesetze entstehen, zählen dazu. Neben Zöllen, Kontingenten und Subventionen können auch binnenwirtschaftliche Maßnahmen wie Produktstandards oder Steuern zum politischen Risiko für Unternehmen werden. 

Für eine Industrienation mit starkem Mittelstand wie Deutschland können handelspolitische Maßnahmen enorme Risiken bedeuten. Funk Risikomanagement-Experte Dr. Alexander Skorna erläutert: „Während Konzerne mittlerweile ihre Wertschöpfung weltweit erzeugen, stellen Entwicklungen wie der Streit um Strafzölle vor allem den deutschen Mittelstand vor große Herausforderungen. Die Produktion ist vielfach noch in Deutschland konzentriert und auch der gesamte EU-Binnenmarkt ist wie der deutsche Heimatmarkt für mittelständische Unternehmen immer noch von großer Bedeutung.“ 

 

Gezielte Vorbereitung durch Risiko-Szenarien

Wachsende Handelshemmnisse und sich ungünstig verändernde Rahmenbedingungen beeinflussen die Planungssicherheit. In unsicheren Zeiten steigt daher das Interesse an der Absicherung von Risiken. Für unkontrollierbare Risiken jedoch – beispielsweise ausgelöst durch einen Handelskonflikt – sind die meisten Versicherungsprogramme nicht konzipiert: „Im Fall der Strafzölle finden Unternehmen zwar auf Kapitalmärkten über ausgewählte Hedging-Instrumente Produkte zur Preisabsicherung von Rohstoffen und gängigen Agrar-Produkten“, sagt Dr. Skorna, „Versicherungslösungen für politische Gefahren existieren vor dem Hintergrund eines Preisverfalls allerdings nur in sehr engen Grenzen.“ 

Umso wichtiger ist daher, dass Unternehmen ein klares Bild darüber haben, wie sich handelspolitische Maßnahmen auf ihre Liquidität und Kapitalisierung auswirken können. Sie sollten sich gezielt auf mögliche Szenarien vorbereiten und risikoreduzierende Maßnahmen implementieren. 

Mit dem „Funk Stresstest für politische Risiken“ können Unternehmen die Auswirkungen unterschiedlicher Risiko-Szenarien – wie zum Beispiel einen substantiellen Preisverfall in Kernmärkten – bewerten. „Zum Mix der Risikobewältigungsmaßnahmen sollten außerdem auch präventive Maßnahmen wie beispielsweise die Entwicklung von Notfall- und Krisenplänen berücksichtigt werden“, rät Dr. Skorna. 

 

12.07.2020

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