Quickcheck zur Lieferkettensicherheit - Funk Stiftung fördert Risk-Assessment-Tool der Jacobs University

Durch die Globalisierung werden Unternehmen Teil immer komplexerer Lieferketten. Risikomanager müssen die damit verbundenen Risiken verstehen und bewerten, um den Geschäftserfolg zu sichern. Die Funk Stiftung förderte die Entwicklung eines kostenfreien Online-Quick-Checks der Jacobs University Bremen, mit dem Risikomanager ihre Supply-Chain-Risiken schnell einschätzen können.

Zehn Länder, fünf Zeitzonen, drei Kontinente: Die Produktion einer elektrischen Zahnbürste ist ein Beispiel für den Prozess der Globalisierung und die damit verbundene internationale Arbeitsteilung. Rohmaterial aus China, Technik aus Europa oder Fertigungsstätten in den USA sind keine Seltenheit im produzierenden Gewerbe. Aber auch Handelsunternehmen und Logistikdienstleister sind heute weltweit aufgestellt und vernetzt. Je mehr Schnittstellen es in der operativen Wertschöpfungskette gibt, desto schwieriger ist es allerdings, ein systematisches Risikomanagement umzusetzen. Schwachstellen in der globalen Lieferkette werden meist erst im Schaden- oder Krisenfall sichtbar. So kann der Ausfall eines spezialisierten internen oder externen Zulieferers direkt zu großflächigen Betriebsunterbrechungen führen, ohne dass ein solches Risiko zuvor im Unternehmen bekannt gewesen ist.

 

Auf dem Weg zur Risikosensibilisierung: Die drei Module des Quickchecks

Dr. Alexander Skorna, Spezialist für die Analyse von Supply-Chain-Risiken bei Funk und Projektmanager der Funk Stiftung, erläutert: „Erst die effiziente Risikoidentifikation erlaubt eine zielgerichtete Risikoprävention. An dieser Stelle unterstützt unser QuickCheck zur Lieferkettensicherheit. Der modulare Aufbau des Tools liefert schnelle Ergebnisse. Eine erste Analyse der Natur- und Elementargefahren entlang der Lieferkette erhält der Nutzer beispielsweise in nur wenigen Minuten.“

Startseite des QuickChecks zur Lieferkettensicherheit

 

Modul 1: Globale Risiken auf Länderebene

Zu Beginn legt der Nutzer die wesentlichen Eckdaten der zu untersuchenden Lieferkette an. Neben eigenen Produktionsstandorten können Zulieferer und Schlüsselabnehmer punktgenau festgelegt werden. Zur Einordnung der Wertschöpfung wählt der Nutzer die spezifischen Güterklassen aus. Auch Lagerstandorte berücksichtigt das Tool für die Ermittlung des Lieferkettenrisikos.

Das Ergebnis ist eine Risikobewertung der Wertschöpfungsstruktur anhand von fünf Dimensionen:

  • Naturgefahren: Das Tool verfügt über gängige Gefahrenkarten für Überschwemmung, Erdbeben, Stürme, Erdrutsche und Dürre
  • Makroökonomische Unsicherheit: Arbeitslosigkeit, Inflation, Preis-Fluktuationen und andere Indikatoren kennzeichnen die wirtschaftliche Stabilität eines Landes bzw. eines Standortes
  • Politische Risiken: Korruption, Zölle und die politische Stabilität sind unter anderem Indikatoren zur Ableitung standortbezogener politischer Risiken
  • Soziale Risiken: Bildungsniveau, Lebensstandard, aber auch Terrorismus zeigen ein Bild für die Gefahr sozialer Unruhen im Land auf
  • Infrastruktur: Straßen- und Schienennetze sowie die Leistungsfähigkeit von See- und Flughäfen bestimmen ebenfalls das operative Gesamtrisikobild

Für einen Standortvergleich kann der Nutzer Grafiken zu standortbezogenen Risikowerten in verschiedenen Dateiformaten herunterladen.

 

Modul 2: Risikobild auf Branchenebene

Anhand eines kurzen Fragebogens kann der Nutzer das Risikobild für sein Unternehmen auf Branchenebene bestimmen. Das besteht zum einen aus einer umfassende Analyse der Beschaffungs- und Absatzrisiken sowie der Wettbewerbslandschaft. Zum anderen erhält der Nutzer eine Bewertung zu bereits vorhandenen Präventionsmaßnahmen sowie Empfehlungen für weitere risikominimierende Maßnahmen.

 

Modul 3: Spezifische Unternehmensrisiken

Im Modul 3 werden operative Risiken sowie IT-Risiken unternehmensspezifisch untersucht. Auf der Grundlage des IT-Grundschutzkatalogs erhebt das Tool IT-Risiken der gegebenen Informations- und IT-Sicherheit und bezieht auch Verhaltensweisen der Mitarbeiter ein. Das operative Risiko wird insbesondere mit Hilfe von Informationen zum Transportsystem analysiert. 

Da Standortinformationen im System bereits vorliegen, muss der Nutzer in diesem Schritt lediglich Transportmittel, -relationen und Umschlagspunkte, wie zum Beispiel Abgangs-/Zielhäfen, spezifizieren. Zudem gehen Qualitätsmanagement, Compliance, Beschaffungsmanagement sowie Produktivitätskennzahlen, sofern verfügbar, in die Gesamtrisikoabschätzung ein.

 

Zielgruppe und Anwender des Tools

Der QuickCheck zur Lieferketten-Sicherheit schafft Transparenz, sensibilisiert die Anwender für vielfältige Supply-Chain-Risiken und schlägt risikominimierende Maßnahmen vor. „Damit schaffen wir einen echten Mehrwert für alle Produktions- und Handelsunternehmen sowie Logistikdienstleister. Aber auch für Versicherungsgesellschaften kann das Tool interessant sein, um die Bewertung von Supply-Chain-Risiken zu verbessern“, meint Dr. Alexander Skorna.

Dr. Julia Bendul, Professorin für das Management von Industrie 4.0 an der RWTH Aachen und der Jacobs University Bremen, ergänzt: „Der QuickCheck basiert auf öffentlich zugänglichen, kostenfrei verfügbaren statistischen Risikodaten. Diese werden für unterschiedliche Analysezwecke im Tool aggregiert. Daten des Nutzers über Lieferkette und Standorte werden nicht zwischengespeichert – der Nutzer selbst hat jederzeit die volle Datenhoheit und kann Zwischenstände lokal auf seinem System abspeichern“.

Mehr zur Lieferkettensicherheit und den kostenfreien QuickCheck finden Sie unter: funk-gruppe.com/lieferkettensicherheit

 

Funk unterstützt Unternehmen mit verschiedenen Leistungen bei der detaillierteren Analyse ihrer Supply-Chain-Risiken:

Cyber-Risk-Analyse

Produktions- und Wertschöpfungsprozesse hängen vielfach stark von unternehmensspezifischen IT-Lösungen ab. Oft sind auch Zulieferer und Abnehmer in die IT-Landschaft integriert. Funk untersucht die betriebswirtschaftlichen Auswirkungen von Cyber-Risiken als Basis für eine passgenaue Versicherungsdeckung. mehr

Business Continuity Management

Neben dem Notfall- und Krisenmanagement wird auch ein integriertes Kontinuitätsmanagement für Unternehmen wichtiger, um im Krisenfall die negativen Auswirkungen möglichst eng zu begrenzen. Funk unterstützt Unternehmen dabei, ein Business Continuity Management einzuführen, sodass auch im Krisenfall die Lieferfähigkeit mit den erlösrelevanten Produkten weitgehend sichergestellt werden kann. mehr

Risiko-Stresstest der Bilanz

Auf Basis konkreter Risiken oder Szenarien wie beispielsweise dem Wegfall eines Produktionsstandortes oder Absatzmarkts werden die Auswirkungen auf die Bilanz abgeschätzt. Funk nutzt hierzu schadenorientierte Monte-Carlo-Simulationsmodelle in der Funk-eigenen Risikomanagementsoftware RIMIKS, die auch Unternehmen für ihre Risikosteuerung nutzen können. Gemäß dem Stresstest-Ergebnis können Unternehmen entscheiden, ob ein spezifischer Risikotransfer sinnvoll oder bei vorhandenen Verträgen anzupassen ist. mehr

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